Interview mit Patrick Seidl

Patrick Seidl ist Hobby Aquascaper und betreibt den YouTube Channel Patrick Seidl. Im AE Interview erzählt er von seinem Weg als Aquascaper und gibt wertvolle Tipps.

AE: Hallo Patrick, danke dass du gleich ja gesagt hast, zum Interview mit AE. Erzähle uns zu Beginn bitte ein bisschen über dich, deine „Karriere“ als Aquascaper.

Patrick Seidl: Hallo, ich bin 18 Jahre alt und komme aus Österreich. In der Aquaristik bin ich jetzt schon seit 4 Jahren tätig. Begonnen hat es, wie bei den meisten anderen wahrscheinlich auch, mit einem Standard 60l Becken. Natürlich hab ich damals alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Aber dazu keine Details, sonst wird es noch peinlich.

Bei einem Aquarium blieb es natürlich nicht lange, wovon meine Eltern zu Beginn nicht sehr begeistert waren. Trotzdem kam ein kleiner Cube ins Haus. Laut meinen Eltern: „Das letzte Becken!“ – Natürlich…

Nach ca. einem halben Jahr Aquaristik bin ich dann durch die Facebook Gruppen auf viele neue Leute gestoßen und habe auch Aquascaping für mich entdeckt. Ich wollte sofort mein 60l Becken leer räumen und loslegen. Nur die Frage war: Wie? Naja ich habe halt einfach mal probiert. Übung macht ja bekanntlich den Meister. Mittlerweile sind die Aquarien im ganzen Haus verteilt, im Keller steht auch eine kleine Garnelenanlage. Ständig kommt ein neues Becken her und ein altes weg. Somit ist immer was zu tun.

AE: Du hast deinen eigenen YouTube Channel Patrick Seidl mit wirklich vielen spannenden Videos zum Thema Aquaristik und einer ordentlichen Zahl an Abonnenten. Wie ist das entstanden und warum machst du das?

Patrick: YouTube war schon immer eine wichtige Freizeitbeschäftigung und ich dachte mir: Warum immer Videos ansehen? Ich kann ja auch selber welche produzieren. Also startete ich den Kanal. Klarerweise geht es ums Thema Aquaristik, dabei zeige ich Aquascaping, Garnelen und interessante Produkte.

Generell fasziniert mich das Thema Fotografie, Videotechnik und Schnitt, somit kann ich das perfekt kombinieren. Meine Fotoausrüstung wächst ständig weiter und ich habe auch echt Spaß an der Produktion. Das allerbeste ist dann wenn anderen Menschen diese Arbeit auch gefällt. In manche Produktionen investiere ich nämlich sehr viel Zeit und dann erfreut es mich umso mehr das fertige Ergebnis auf YouTube zu sehen. Vor allem, wie sich die Qualität der einzelnen Videos immer weiter verbessert. Am allerbesten ist es dann noch positives Feedback von anderen zu bekommen.

AE: Tauchen wir gleich in das Thema Aquascaping ein. Wie gehst du an ein neues Aquascape heran? Hast du eine konkrete Idee und machst dann einen genauen Plan für Hardscape, Bepflanzung und welche Tiere du pflegen möchtest? Oder schnappst du dir einfach etwas Hardscape und arrangierst es so lange, bis du mit dem Layout zufrieden bist?

Patrick: Wie ich ein neues Aquarium angehe? Wenn ich ehrlich bin, äußerst langsam. Ich hab ein ADA Becken jetzt schon fast ein Jahr leer stehen. Nicht weil ich keine Lust habe zu beginnen. Eher weil ich noch nicht die Zeit gefunden habe es zu scapen. Klingt vielleicht blöd, aber wenn ich das Teil scape, will ich es vernünftig machen und ordentlich planen. Schnell, schnell gibt’s bei mir nicht. Noch dazu, möchte ich alles mit Videos dokumentieren, da reichen 2 Hände oft nicht.

Wenn ich dann mal Zeit gefunden habe, lasse ich mich meistens von anderen Aquascapes oder der Natur inspirieren. Bereits wenn ich das Hardscape nur angreife kommt mir fast immer eine brennende Idee, die ich umsetzen möchte. Bei den Pflanzen komme ich dann meistens auf Klassiker zurück. Ich mache mir zwar schon Gedanken, aber verwende eher das, was ich bekomme. Das Hardscape ist mir da viel wichtiger, da kommt es schon mal vor, dass man ein halbes Jahr auf die perfekte Wurzel warten muss.

Ich setze mir beim Scapen immer irgendein Bild in den Kopf, das ich umsetzen will, herum probiert wird bei mir eher selten. Tiere kommen bei mir immer dieselben rein und zwar Garnelen. Ich bin nicht so der Fischfreund, was man vielleicht schon an meinem YouTube Namen erkennen kann. Ich finde Garnelen viel interessanter. Höchstens noch ein paar Schnecken. Aber Garnelen sind ein Muss.

(Foto: Patrick Seidl)

(Foto: Patrick Seidl)

AE: Ich beschäftige mich derzeit stark mit der Gestaltung des Hardscapes. Seit einigen Wochen spiele ich in einem trockenen Aquarium mit verschiedenen Layouts. Am schwierigsten dabei finde ich gar nicht etwas schön Aussehendes zu bauen. Viel komplizierter ist für mich, vielfältige praktische Überlegungen einfließen zu lassen. Zum Beispiel ausreichend Raum für die Bepflanzung an den richtigen Stellen zu lassen, pflanzenfreien Raum einplanen, wo man auch winzige Garnelen gut sieht, Licht und Schatten gut kombinieren usw. Wie gehst du mit diesen Herausforderungen um?

Patrick: Ich finde deine Denkweise sehr interessant und auch durchaus berechtigt. Ich mach mir eher mehr Gedanken, dass es am Schluss gut aussieht, anstatt mir zu überlegen wie Licht und Schatten fällt oder wo man die Garnelen später sehen wird. Für mich ist das Natur, und die Natur findet ihren Weg. Klar denke ich auch darüber nach, aber ich glaube, ich zerbreche mir da weniger den Kopf als du. Bei mir ergibt sich das eigentlich meistens aus der Situation heraus. Aber ich bin mir sicher, dass ich bei meinem nächsten Scape darüber nachdenken werde, weil du mich jetzt darauf gebracht hast.

AE: Stichwort Softscape. Welche und wie viele Pflanzen kommen bei dir in ein neues Aquascape? Setzt du zu Beginn bewusst schnellwachsende Pflanzen ein, um eine Ausbreitung von Algen zu verhindern? Was machst du, damit die Pflanzen gut wachsen?

Patrick: Bei mir kommen meistens die klassischen Aquascaping Pflanzen zum Einsatz. Sprich MMC, Moose, Farne, diverse Stängelpflanzen usw. Sehr gerne habe ich auch Bucephalandras. Rote Pflanzen als Eyecather kommen auch fast immer rein.

Ich achte schon darauf ein Gleichgewicht von schnell und langsam wachsenden Pflanzen herzustellen. Meistens gelingt mir das auch, Algenprobleme hab ich glücklicherweise kaum. Zuwenig Pflanzen kommen bei mir fast nie rein. Wenn ich einkaufe habe ich immer ein paar Becher zu viel. In den Aquascape Becken achte ich darauf immer mit CO2 zu düngen. Ist jetzt kein Geheimtipp von mir, aber es bewährt sich einfach, die Pflanzen wachsen wesentlich besser. Da ich so viele Aquarien habe, kann ich natürlich auch auf ein größeres Repertoire bereits hochgezüchteter Pflanzen zurückgreifen.

AE: Userfrage (Karin): Welches Wasser brauche ich, damit meine Aquarium Pflanzen bestmöglich wachsen? Ist es wirklich notwendig, die ganzen Wasserwerte immer wieder zu messen? Genügt ein einfacher Standard Dünger wie Scaper’s Green von Dennerle oder brauche ich andere Dünger auch noch?

Patrick: Also die Frage nach dem perfekten Wasser wird man so leicht nicht beantworten können. Als erstes sollte man natürlich schauen, welche Tiere reinkommen und danach die Pflanzen auswählen. Würde ich ein Becken ohne Tiere halten, würde ich trotzdem ein weiches Wasser Gh 6 und Kh 1 anstreben. Einfach weil es den größten Anteil von Pflanzen abdeckt.

Wasserwerte zu messen ist natürlich kein Fehler. Ich selber sollte eigentlich auch viel öfter messen. Aber mir ist es meistens zu kompliziert. Höchstens mal ein Streifentest für die groben Werte. Wenn ich das Gefühl habe, dass irgendetwas nicht passt, messe ich aber schon genau nach.

An Dünger verwende ich das System von Aquarebell. Grundsätzlich ist es egal welchen Dünger man verwendet. Solange alle Nährstoffe abgedeckt werden. Die Pflanzen brauchen sowieso alle dieselben Nährstoffe, daher unterscheiden sich die meisten Dünger nur gering voneinander. Als viel wichtiger erachte ich die Zugabe von Co2, da Kohlenstoff der Hauptbestandteil von Pflanzen ist, und sie es zur Fotosynthese brauchen.

AE: Was war für dich der bisher größte Rückschlag bei einem Aquarium? Hattest du schon mal eine üble Algenplage, kümmernde Pflanzen oder dergleichen? Das Wichtigste dabei: Was war die wertvollste Lektion, die du dabei gelernt hast?

Patrick: Von einem Rückschlag wie zum Beispiel einem actionreichen Glassprung, kann ich zum Glück noch nicht berichten. Das schlimmste was mir jemals passiert ist war, dass ich zwei Taiwangarnelenstämme zusammensetzen wollte, aber durch die unterschiedliche Bakterienkultur sind mir im Endeffekt fast 30 Tiere eingegangen. Auch ist es mir schon mal passiert, dass mir alle Pflanzen in einem frischen Becken komplett abgestorben sind, weil der Boden zu sauer war.

Ein weiteres Problem sind die hohen Temperaturen im Sommer, da komme ich mit dem Kühlen nur schwer nach. Aber das sind alles Kleinigkeiten, wichtig ist, dass man egal wie schlimm es auch sein mag niemals den Kopf hängen lässt. Höhepunkte gehören genauso dazu wie Tiefpunkte, das ist nun mal so und lässt sich nicht vermeiden. Solange die Freude den negativen Aspekten überwiegt, hat man das richtige Hobby.

AE: Welche Rolle spielt bei dir die Aquarium-Technik? Auf welche Technik setzt du in deinen Aquarien und warum?

Patrick: Die wichtigste Technik im bzw. am Aquarium ist für mich ganz klar die Lampe. Dafür gebe ich auch am meisten Geld aus. Denn nur durch optimales Licht werden die Pflanzen optimal wachsen. Ich betreibe die Becken alle mit Mittel- bis Starklicht. Und setzte auf ein großes Spektrum. Von Rot bis Blau ist bei mir alles dabei. Als nächstes kommt dann der Filter, bei dem ist mir nur wichtig, dass er nicht im Becken ist und genug Strömung macht. CO2, wie schon gesagt, gehört natürlich auch dazu. Ich habe an jedem Becken CO2 dran. Bei den Kleineren reicht aber eine DIY Anlage komplett aus. Heizer benutze ich eigentlich nicht, da die Becken sowieso bei Zimmertemperatur stehen, da kommt es eher vor, wie schon erwähnt, dass ich im Sommer sogar kühlen muss.

AE: Ein schönes Aquascape gestalten ist ja eigentlich erst die halbe Miete. Wie sieht bei dir die Pflege deiner Becken aus? Hast du einen genauen Pflegeplan? Wie oft hast du deine Hände in deinen Aquarien? Hast du einen Geheimtipp für die Pflege, mit der sich Probleme wie Algenplagen vermeiden lassen?

Patrick: Einen Plan habe ich nicht wirklich, ich mache das meistens so wie ich es für richtig halte. Dabei gilt bei mir der Grundsatz allzu viel ist ungesund. Klar kümmere ich mich um meine Aquarien, aber ich lege auch viel Wert darauf, dass sich die Natur frei entfalten kann. Am Wochenende habe ich die meiste Zeit mich darum zu kümmern, da mache ich erstmal einen Wasserwechsel, schneide Pflanzen, putze Scheiben, dünge usw. Normale Arbeit halt. Die Garnelen werden natürlich alle paar Tage gefüttert. Diese sind wahrscheinlich auch ein Grund warum ich eigentlich fast keine Algen in den Aquarien habe. In der Einlaufphase dimme ich das Licht auch etwas damit Grünalgen keine Chance haben. Das funktioniert meistens ganz gut.

AE: Bei der letzten Frage geht es immer darum, den Leser von aquariumeinrichten.com einen sehr konkreten Tipp oder eine Inspiration mit auf den Weg zu geben, mit dem sie schnell zu einem besseren Aquascape kommen. Was würdest du sagen, ist der wichtigste Tipp um ein gutes Layout zu erreichen?

Patrick: Der wichtigste Satz den ich mitgeben kann ist: Seid kreativ und probiert alles aus. Nur so kommt man zu Erfahrungen. Nicht alles hinnehmen sondern hinterfragen. Dabei muss man aber die Welt nicht immer neu erfinden. Ich hole mir oft Inspirationen von anderen Scapern oder aus der Natur und wandle das Layout dann so um, dass es mir gefällt. Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt. Das Aquarium muss dem Besitzer gefallen dann ist es auch gut.

AE: Danke für deine spannenden Antworten! Ich konnte auf jeden Fall wieder einiges lernen. Wer mehr über Patrick Seidl erfahren möchte, wird auf seiner Website www.shrimpnerd-patrick-jr.com fündig.

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